| Veranstaltung: | außerplanmäßige BDKJ-Hauptversammlung 2025 |
|---|---|
| Antragsteller*in: | BDKJ Bundesvorstand (dort beschlossen am: 07.11.2025) |
| Status: | Eingereicht |
| Eingereicht: | 07.11.2025, 17:30 |
DA - Alternativantrag: Überprüfung unserer Positionierungen zu Freiwilligen- und Pflichtdiensten in sicherheitspolitisch herausfordernden Zeiten
Antragstext
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) begrüßt, dass die
Bundesregierung trotz der herausfordernden sicherheitspolitischen Lage derzeit
eine Reaktivierung der allgemeinen Wehrpflicht vermeiden möchte und höchstens
als Ultima Ratio in Betracht zieht. Aus jugend- und gesellschaftspolitischer
Perspektive sehen wir Freiwilligendienste und einen freiwilligen Wehrdienst als
bessere und nachhaltigere Option für eine resiliente Gesellschaft, unsere
Verteidigung und die vielfältigen Lebensrealitäten junger Menschen an. In einer
sich dynamisch verändern Situation und Debatte möchten wir stets
gesellschaftliche Resilienz, Generationen- und Geschlechtergerechtigkeit, sowie
möglichst viel freiwilliges Engagement von jungen Menschen verwirklichen.
Angesichts von Kriegen, wachsender Instabilität und sicherheitspolitischen
Herausforderungen sehen wir die Notwendigkeit, unsere friedens- und
sicherheitspolitischen Positionen weiterzuentwickeln und unsere Haltung in der
öffentlichen Debatte zu verdeutlichen.
Als katholische Jugendverbände stehen wir in einer langen Tradition
friedensethischer Verantwortung. Frieden fördern, Gerechtigkeit sichern und
Menschenrechte schützen sind Grundaufträge christlicher Friedensethik. Diese
leiten unser Handeln auch in Zeiten wachsender Spannungen und Unsicherheiten.
Der BDKJ bekennt sich zur aktiven Gestaltung von Frieden durch Diplomatie,
zivile Krisenprävention, geschlechtergerechte und inklusive gesellschaftliche
Strukturen, gesellschaftliche Resilienz und zur Verantwortung der Bündnis- und
Landesverteidigung.[1]
Zugleich ist klar: Friedenspolitik braucht Sicherheit, aber Sicherheit darf
nicht allein militärisch verstanden werden. Eine friedensethische Politik stärkt
Bildung, Teilhabe, Demokratie, Gerechtigkeit und internationale Zusammenarbeit
als Grundlage dauerhafter Sicherheit und schützt damit Menschenwürde, gerechte
Lebensbedingungen sowie die Freiheit von Diskriminierung und Gewalt in allen
Lebensbereichen.
Unsere aktuellen Beschlüsse bilden die Grundlage unserer Position in der
aktuellen sicherheitspolitischen Debatte:
- Wir sprechen uns gegen eine Reaktivierung der Wehrplicht und gegen die
Einführung eines allgemeinen Pflichtdienstes aus. Nur Freiwilligkeit
motiviert, befähigt und stärkt das gesellschaftliche Engagement
nachhaltig. Statt Druck auf die junge Generation aufzubauen, sollte
begeistert und mit attraktiven Rahmenbedingungen überzeugt werden.[2]
- Pflichtdienste erzeugen soziale Ungleichheiten und schränken
Selbstbestimmung ein. Eine jugendgerechte Gesellschaft setzt auf Teilhabe,
Freiwilligkeit und faire Rahmenbedingungen.[3]
- Jeder junge Mensch soll die Möglichkeit haben, sich freiwillig zu
engagieren unabhängig von sozialer Herkunft oder finanziellen
Möglichkeiten. Ein solcher Rechtsanspruch auf Förderung in Umsetzung der
gemeinsamen verbandlichen Vision 2030[4] für eine Kultur
selbstverständlicher Freiwilligkeit bleibt auch im Falle einer etwaigen
Reaktivierung der Wehrplicht zentral[5]
- Wir setzen uns für zivile und internationale Friedensarbeit ein und
fordern eine Stärkung von internationalen Begegnungs- und
Bildungsprogrammen.[6]
- Wir setzen uns schon heute für politische Bildung, die Begleitung junger
Soldat*innen und gute Rahmenbedingungen im Wehrdienst ein.[7]
Vor dem Hintergrund der aktuellen sicherheitspolitischen Entwicklungen setzen
wir uns als BDKJ vertieft mit den Fragen von Wehrpflicht und Wehrdienst sowie
den damit verbundenen Herausforderungen für Freiwilligkeit, gesellschaftlichen
Zusammenhalt und Resilienz auseinander. Der BDKJ bringt sich aktiv in diese
Weiterentwicklung im Sinne einer pluralen, demokratischen Gesellschaft ein.
Darum wollen wir uns innerverbandlich folgenden Fragestellungen widmen und uns
damit weiter in die gesellschaftliche Debatte einbringen:
- Wie können feministische Perspektiven in der sicherheitspolitischen
Debatte systematisch berücksichtigt und gestärkt werden?
- Welche sozialen, ökonomischen und strukturellen Auswirkungen haben
Dienstpflichten auf Bildungs-, Erwerbs- und Lebensbiografien junger
Menschen – insbesondere in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit und
vielfältige Lebensrealitäten?
- Wie kann die Unterstützung junger Menschen in (Pflicht-)Diensten unter
Berücksichtigung der Jahrzehntelangen guten Erfahrung in den
Freiwilligendiensten hinsichtlich wirksamer pädagogischer Konzepte,
mentaler Gesundheit, seelsorgliche Unterstützung, politischer Bildung und
beruflicher Orientierung weiterentwickelt werden?
- Wie kann sichergestellt werden, dass der Kriegsdienst aus Gewissensgründen
einfach und ohne hohe Hürden verweigert werden kann?
[1] Vgl. Frieden fördern und gestalten-Friedensethische und
sicherheitspolitische Grundlagen des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend
(https://www.bdkj.de/fileadmin/bdkj/Dokumente/Beschluesse/7/7-
10_Frieden_foerdern.pdf); Menschen schützen – Gewalt überwinden – Frieden
nachhaltig stärken
(https://www.bdkj.de/fileadmin/bdkj/Dokumente/Beschluesse/7/7.18_Menschen_schuet-
zen_Gewalt_ueberwinden.pdf)
[2] Vgl. Rechtsanspruch auf Förderung eines Freiwilligendienstes
(https://www.bdkj.de/fileadmin/bdkj/Dokumente/Beschluesse/3/3.101_Rechtsanspruch-
_auf_Foerderung_eines_Freiwiliigendienstes.pdf)
[3] Vgl. Kinder-_und_Jugendgerechte_Gesellschaftsvision_des_BDKJ
(https://www.bdkj.de/fileadmin/bdkj/Dokumente/Beschluesse/3/3.103_Kinder-
_und_Jugendgerechte_Gesellschaftsvision_des_BDKJ.pdf)
[4] Vgl. Freiwilligendienste 2030 - Vision für eine Kultur selbstverständlicher
Freiwilligkeit (https://bak-fsj.de/wp-
content/uploads/2024/12/Freiwilligendienste-Positionen_1224.pdf)
[5] Vgl. Rechtsanspruch auf Förderung eines Freiwilligendienstes
(https://www.bdkj.de/fileadmin/bdkj/Dokumente/Beschluesse/3/3.101_Rechtsanspruch-
_auf_Foerderung_eines_Freiwiliigendienstes.pdf)
[6] Vgl. Frieden ist mehr wert! Frieden und Sicherheit weiterentwickeln -
Perspektiven für alle jungen Menschen schaffen
(https://www.bdkj.de/fileadmin/bdkj/bilder/HV/Hauptversammlung_2019/BESCHLUSS_Fr-
ieden_ist_mehr_wert.pdf)
[7] Vgl. „aktion kaserne“ – eine Initiative der Mitgliedsverbände im Bund der
deutschen katholischen Jugend (BDKJ) (Beschluss der Bundeskonferenz der
Mitgliedsverbände am 4.5.2012); mehr zur Aktion Kaserne unter
https://www.bdkj.de/aktionen/aktion-kaserne
Begründung
Als Bundesvorstand sind wir überzeugt mit dieser alternativen Antragsversion die Lobbyarbeit des BDKJ besser zu unterstützen und halten es für sinnvoll einen Prozess der innerverbandlichen Außereinandersetzung zu starten.
